Freitag, 14. Mai 2010

Regen, Sturm, Gangster - eine Reise nach "Key Largo" (1948)


Stellen Sie sich folgendes vor: Sie kommen in ein Hotel. Das Wetter draußen ist schlecht. (Sich das vorzustellen dürfte nun nicht allzu schwer sein.) Es beginnt Abend zu werden und der Himmel verdunkelt sich. Draußen pfeift der Wind und das rauschen des Meeres wird langsam aber sicher lauter. Und dann: Eine Sturmwarnung.
Was tun Sie nun? Gehen oder bleiben? Am Besten wäre es, sich zu verbarrikadieren, doch wer sind die Menschen, mit denen Sie nun den Raum teilen?

Der desillusionierte Major Frank McCloud (Humphrey Bogart) fährt nach Key Largo. Er will die Familie eines gefallenen Kameraden besuchen. Nora (Lauren Bacall), die Witwe, und ihr Schwiegervater besitzen ein Hotel auf der Insel, doch dort erwartet der Gangster, Johnny Rocco (Edward G. Robinson), einen Deal und so kommt es, als die Sturmwarnung reinkommt, zu folgender Situation:

Ein Hotel. Ein Raum. Darin: Mehrere Menschen. Unter ihnen: Ein Gangster, seine Bodyguards, seine Alkoholkranke Freundin Gayle, der Hotelbesitzer/Schwiegervater, sowie Nora und Frank.
Gangster Rocco nimmt die anderen als Geiseln und es entwickelt sich nach und nach ein psychologisch interessantes Duell zwischen den Beteiligten und es stellt sich die Frage: Was ist besser – als Feigling überleben oder als Held sterben?

95 Minuten stellt uns Regisseur John Houston vor diese Wahl und in einen Raum mit den Beteiligten. 95 Minuten, in denen Rocco unruhig wird, wenn er bemerkt, dass der Regen immer stärker prasselt, Gayle Dawson mehr Alkohol
braucht und der Hotelbesitzer in seinem Rollstuhl gegen den Gangster wettert während Zyniker McCloud betont, dass er sich lediglich für sich und seine eigenen Angelegenheiten interessiere.
Und genau an diesen Punkten entfaltet der Film seine Klasse: Durch den reduzierten Handlungsraum entwickelt sich die Geschichte zu einem psychologischen Duell und baut eine klaustrophobische Spannung auf, die einen in den Bann zieht.

Ist der Film denn auch „gut“? …..nun empfehlen und anpreisen möchte ich ihn hier nicht. Einige werden das Erzähltempo bemängeln, andere ihn etwas dialoglastig finden. Und denoch gibt es kaum einen Film, der so spannend und gerissen ist, wie dieser, der ohne Special Effects eine solche Spannung erzeugt und in dem Lauren Bacall so schön, wie Bogart in seinen Rollen zynisch ist.
Deshalb, ist der Film ein Geheimtipp, der unbedingt entdeckt werden sollte.


Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch noch einmal Claire Trevor, die für ihre Darstellung der Alkoholikerin Gayle Dawn vollkommen verdient einen Oscar als beste Nebendarstellerin erhielt.
Für John Houston und Humphrey Bogart war „Gangster in Key Largo“ nach „Die Spur des Falken“ (ein Klassiker des Film-Noir-Genres) bereits die zweite Zusammenarbeit. Auch bei „Key Largo“ handelt es sich schlussendlich um einen Film Noir, in dem der Held ein Zyniker ist, gleichzeitig aber seinem inneren Moralkodex folgt. Jedoch zeigt der Film auch dramatische Ansätze, was vor allem daher kommen mag, das die Filmvorlage ein Theaterstück war. Und so sind es die Fragen nach Mut und Feigheit und Charakter und Verstand, die diesem Film etwas Un- und Außergewöhnliches verleihen.

2 Kommentare:

  1. Ich muss zugeben,dass ich mich mit Filmen jenseits des 21. Jahrhunderts nicht besonders gut auskenne,aber deine Rezension hat mich auf den Geschmack gebracht, mir den Film mal anzuschauen und wenn dann natürlich so gutaussehende Personen wie Humphrey oder Lauren zu sehen sind,ist das einfach ein MUSS!

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  2. Mein Lieblingspaar... Humphrey und Lauren! Have to watch it! :)

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