Montag, 13. September 2010

Drei Brüder auf dem Weg zur Erleuchtung (2007) - Oder: Wie man Fernweh bekommt.


Francis (Owen Wilson) lockt seine Brüder nach Indien. Hätten diese im Voraus gewusst, dass er eine spirituelle Reise plant, bei der es sich selbst zu finden gilt, hätten sie wahrscheinlich nicht zugesagt.
Dennoch kommen Peter (Adrien Brody) und Jack (Jason Schwartzman) und man trifft sich in einem Zugabteil, wo schnell klar wird, dass sie alle nicht nur ihre Louis Vuitton Koffer, sondern auch sämtliche Probleme und exzentrische Eigenschaften mitgebracht haben.

Wes Anderson ("Die Royal Tenenbaums", "Der fantastische Mr. Fox") führt uns mit "The Darjeeling Limited" auf eine herrlich absurde Reise mit leicht verrückten Charakteren. So ist der Vater vor einem Jahr gestorben, die Mutter (wie immer) nicht auffindbar, der Eine hatte einen Motorradunfall, der Nächste Probleme mit seiner Ex-Freundin und der Letzte wird schließlich Vater. Letzteres wäre eigentlich ein Grund zur Freude, doch rechnete Peter eigentlich schon seit Jahren mit der Scheidung.
Dann wären da noch der übermäßige Medikamentenkonsum aller Brüder, sowie eine überaus reizende Zugbegleiterin....

Trotz allem: Man versucht sich an der Spiritualität.
Und gerade hierin liegt der Charm des Films.
Er schildert ganz unaufgeregt eine Reise, bei der die Charaktere eindeutig nicht spirituell zu sein scheinen - höchstens verrückt. Und gerade dieser Kontrast macht den Film besonders.
So können Francis, Peter und Jack zwar kaum ein paar Minuten ohne Streit in ihrem Abteil verbringen, wobei auch eine Giftschlange und Pfefferspray eine entscheidende Rolle spielen, sehen sich aber auf ihrer Reise mit sich selbst, dem Leben und dem Tod konfrontiert.

Anderson wollte einen Film über das Zugfahren drehen und das ist ihm durchaus gelungen. Die Handlung bewegt sich zwar nicht schnell fort, aber es geht voran, ähnlich wie bei einem alten Zug. Präzise Kammeraführung, Darsteller, die ihre verschrobenen Charaktere so verkörpern, dass man sie zwischenzeitig sogar ernst nimmt, und ein hervorragend ausgewählter Soundtrack tun ihr Übriges und nehmen einen in den Bildern gefangen.
Natürlich ist "The Darjeeling Limited" kein Film für Freunde von verdichteten Handlungssträngen, Special-Effects und hochdramatischen Dialogen.
Er ist vielmehr ein Film für jene, die sich in Bildern verlieren möchten und die nicht die lauten Lacher suchen, sondern die in sich hineinschmunzeln, wenn die drei Neureiche in Anzügen inmitten der indischen Landschaft deplaziert wirken, es aber irgendwie auch nicht sind.

Und wenn dann noch Anjelica Houston als Mutter auf der Flucht auftaucht, Bill Murray einen unerwarteten Cameoauftritt hinlegt und die Kamera die Landschaft einfängt, während im Hintergrund indische Musik läuft, spätestens dann hat man Fernweh.

Für Fans von: Wes Anderson, "The Big Lebowski" (Lebowski ist aber besser), Indien und guten Soundtracks

Montag, 7. Juni 2010

Der Fuchs im Anzug (2009)


Er ist elegant, ein gewiefter Hühnerdieb, Anzugträger und begnadeter Sportler: Mr. Fox. Doch nachdem er und seine Frau, eine überaus talentierte Landschaftsmalerin, nur knapp einer Falle entkommen und sie ihm mitteilt, dass sie schwanger ist, ist Schluss mit dem Räuberleben. Das muss er ihr versprechen und so wird er Kollumnist einer wenig erfolgreichen Zeitung - irgendwie muss man schließlich Geld verdienen.Doch als er sich in seinem Bau zu "arm" fühlt und der Immobilienmakler-Dachs einen Baum im Angebot hat, zieht Familie Fox kurzerhand um. Und genau hier beginnt das Dilemma: Das neue Heim liegt zwischen den Grundstücken von drei fiesen Bauern und Mr. Fox fasst den Entschluss noch einmal richtig Fuchs sein zu wollen. Aber wenn man drei Bauern ausraubt, bleibt das natürlich nicht ohne Folgen...

Wer glaubt, dass es sich bei "Der fantastische Mr. Fox" um eine kleine Kindergeschichte mit einfacher Moral handelt, der irrt. Regisseur Wes Anderson paart in diesem Film, dessen Vorlage ein Kinderbuch von Roald Dahl (schrieb auch: "Charlie und die Schokoladenfabrik") ist, eine liebevolle, märchenhafte Optik (bewirkt durch die Stop-Motion-Technik), mit schwarzem Humor und einer Reihe von Existenzfragen. Schwierigkeiten zwischen Vater-Fox und seinem von Minderwertigkeitskomplexen geplagten Sohn, Ash, finden hier genauso Platz, wie skurille Nebencharaktere. Und so kann sich der Zuschauer nicht nur an dem immer verwirrten - oder soll ich sagen: hypnotisiertem - Opossum Kylie erfreuen, sondern stellt auch mit Überraschung fest, dass es im Supermarkt Räubermasken im Angebot gibt und Ratten mit spanischem Akzent auf gelagerten Alkohol aufpassen.




Hier ein kleiner Vorgeschmack auf Kylie.

Neben der Geschichte, besticht aber auch der Soundtrack, der neben den "Beach Boys" auch die "Rolling Stones" zu Wort kommen lässt. Und George Clooney und Meryl Streep (Synchronstimmen im Original) harmonieren als Mr. und Mrs. Fox einfach wunderbar.

Trotz allem hat der Film einige Längen, in denen man auf die nächsten "fantastischen" Aktionen wartet und Menschen, die kein Faible für Animationsfilme und skurile Charaktere haben, wird der Film nicht zu überzeugen wissen.


Für alle anderen gilt jedoch, dass es sich bei "Der fantastische Mr. Fox" um einen originellen und Film mit hohem Schauwert handelt. (nicht umsonst war er auch für den Oscar in der Kategorie "Bester Animationsfilm" nominiert)
Darüber hinaus bleibt zu sagen, dass die Mischung aus Skurilität, dem Spiel mit gesellschaftlichen Klischees und Fox´ Frage danach, ob er in seinem Anzug überhaupt noch ein richtiger, wilder Fuchs ist, Andersons Film gerade auch für Erwachsene sehr sehenswert macht. Schließlich ist man nie zu alt dafür, sich zu fragen wo man steht, wer man ist und was man eingentlich sein möchte.

Freitag, 14. Mai 2010

Was ist denn hier los!?

Filme, Meinungen, Filme und noch mehr Filme...... - darum soll es hier in der nächsten Zeit gehen.

Einen Titel für diesen Blog zu finden war gar nicht mal so leicht, aber dann bringen einen Freunde auf die Idee, doch einfach auf seinen Lieblingsschauspieler anzuspielen - Humphrey Bogart. Tja und wenn der Blog schon mal den Titel "Bogey´s Bar" trägt, kann man ja auch mit einem entsprechenden Film beginnen..... ;)

Viel Spaß beim Lesen.

Regen, Sturm, Gangster - eine Reise nach "Key Largo" (1948)


Stellen Sie sich folgendes vor: Sie kommen in ein Hotel. Das Wetter draußen ist schlecht. (Sich das vorzustellen dürfte nun nicht allzu schwer sein.) Es beginnt Abend zu werden und der Himmel verdunkelt sich. Draußen pfeift der Wind und das rauschen des Meeres wird langsam aber sicher lauter. Und dann: Eine Sturmwarnung.
Was tun Sie nun? Gehen oder bleiben? Am Besten wäre es, sich zu verbarrikadieren, doch wer sind die Menschen, mit denen Sie nun den Raum teilen?

Der desillusionierte Major Frank McCloud (Humphrey Bogart) fährt nach Key Largo. Er will die Familie eines gefallenen Kameraden besuchen. Nora (Lauren Bacall), die Witwe, und ihr Schwiegervater besitzen ein Hotel auf der Insel, doch dort erwartet der Gangster, Johnny Rocco (Edward G. Robinson), einen Deal und so kommt es, als die Sturmwarnung reinkommt, zu folgender Situation:

Ein Hotel. Ein Raum. Darin: Mehrere Menschen. Unter ihnen: Ein Gangster, seine Bodyguards, seine Alkoholkranke Freundin Gayle, der Hotelbesitzer/Schwiegervater, sowie Nora und Frank.
Gangster Rocco nimmt die anderen als Geiseln und es entwickelt sich nach und nach ein psychologisch interessantes Duell zwischen den Beteiligten und es stellt sich die Frage: Was ist besser – als Feigling überleben oder als Held sterben?

95 Minuten stellt uns Regisseur John Houston vor diese Wahl und in einen Raum mit den Beteiligten. 95 Minuten, in denen Rocco unruhig wird, wenn er bemerkt, dass der Regen immer stärker prasselt, Gayle Dawson mehr Alkohol
braucht und der Hotelbesitzer in seinem Rollstuhl gegen den Gangster wettert während Zyniker McCloud betont, dass er sich lediglich für sich und seine eigenen Angelegenheiten interessiere.
Und genau an diesen Punkten entfaltet der Film seine Klasse: Durch den reduzierten Handlungsraum entwickelt sich die Geschichte zu einem psychologischen Duell und baut eine klaustrophobische Spannung auf, die einen in den Bann zieht.

Ist der Film denn auch „gut“? …..nun empfehlen und anpreisen möchte ich ihn hier nicht. Einige werden das Erzähltempo bemängeln, andere ihn etwas dialoglastig finden. Und denoch gibt es kaum einen Film, der so spannend und gerissen ist, wie dieser, der ohne Special Effects eine solche Spannung erzeugt und in dem Lauren Bacall so schön, wie Bogart in seinen Rollen zynisch ist.
Deshalb, ist der Film ein Geheimtipp, der unbedingt entdeckt werden sollte.


Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch noch einmal Claire Trevor, die für ihre Darstellung der Alkoholikerin Gayle Dawn vollkommen verdient einen Oscar als beste Nebendarstellerin erhielt.
Für John Houston und Humphrey Bogart war „Gangster in Key Largo“ nach „Die Spur des Falken“ (ein Klassiker des Film-Noir-Genres) bereits die zweite Zusammenarbeit. Auch bei „Key Largo“ handelt es sich schlussendlich um einen Film Noir, in dem der Held ein Zyniker ist, gleichzeitig aber seinem inneren Moralkodex folgt. Jedoch zeigt der Film auch dramatische Ansätze, was vor allem daher kommen mag, das die Filmvorlage ein Theaterstück war. Und so sind es die Fragen nach Mut und Feigheit und Charakter und Verstand, die diesem Film etwas Un- und Außergewöhnliches verleihen.